FIP FIP ist eine Viruserkrankung, die durch ein mutiertes Coronavirus ausgelöst wird. Mit Coronaviren sind die meisten Katzen (fast alle) in Kontakt gekommen - ohne ernsthaft krank zu werden! Der an sich harmlose Virus kann allerdings zu einer Mutation werden. Warum und weswegen dies passiert ist noch nicht erforscht - siehe auch den unten stehenden Forschungsbericht. Nach der Mutation löst der Virus dann die verschiedensten Symptome aus, was eine Diagnose erschwert. Oft sind die Nieren, die Leber, der Darm, die Bauchspeicheldrüse, Augen und das zentrale Nervensystem betroffen. Wobei eine Entzündung der genannten Organe NICHT 100 % FIP sein muss!!! BITTE NICHT BLIND DER DIAGNOSE GLAUBEN!!! Ein Symptom der feuchten Form von FIP ist der Austritt von eiweissreicher Flüssigkeit, die sich im Bauchraum, im Brustraum oder im Bereich des Herzbeutels ansammelt. ANDERE URSACHEN für diese Flüssigkeitsansammlungen können sein: Rippenfellentzündung, Bauchfellentzündung, andere bakterielle Erkrankungen, Pyometra (Entzündung der Gebärmutter), Erkrankungen der Leber und Galle. Von FIP betroffen sind meistens Katzen unter einem Jahr und dann wieder ältere Katzen (ab 10 Jahre). Insgesamt Katzen, deren Immunsystem aus irgendwelchen Gründen nicht stabil genug ist um das Virus zu bekämpfen. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt durch Körperausscheidungen, meistens durch Kot. Aber auch über unbelebte Gegenstände ist eine Übertragung möglich, aber eher unwahrscheinlich. Eine Infektion über die Muttermilch ist ebenfalls möglich, auch wenn die Mutter selbst nicht erkrankt ist. Der Nachweis von FIP ist nach wie vor zu 100 % am lebenden Tier nicht möglich. Die Bestimmung des Titer - Wertes reicht für die Bestimmung der FIP Infektion nicht aus, da hier ALLE Coronaviren erfasst werden - auch die “normalen”. Eine Heilung von FIP ist nicht möglich! Spätestens wenn die Katze keine Lebensqualität mehr hat, sollte man als Tierhalter zu seiner Verantwortung stehen. Eine Impfung wird angeboten, ist aber sehr umstritten! Die Wirksamkeit der Impfung soll bei 60 % liegen... Der Impfstoff wird direkt in die Nase geträufelt, wo sie ein Schutz gegen eindringende Coronaviren bilden sollen. Grundimmunisierung erfolgt durch durch zwei Impfungen im Abstand von 4 Wochen und ist ab der 16. Lebenswoche möglich.. Hier muss unbedingt vorher der Titer bestimmt werden! FIP ist keine ansteckende Seuche!!! Auch von einem kranken Tier werden nur die Coronaviren ausgeschieden! KEINE FIP - Viren! FIP ist eine Immunerkrankung und es erkranken nur Tiere, deren Immunsystem den Coronaviren nicht gewachsen ist. Ist ein Tier in einem Haushalt mit mehreren Katzen an FIP gestorben, heisst das nicht, dass auch alle anderen daran erkranken müssen! Also bitte nicht von anders lautenden Horrorgeschichten verrückt machen lassen! Das FIP-Paradoxon: Die Feline infektiöse Peritonitis (FIP) ist diagnostisch nicht einfach, verläuft meist tödlich, ihre Biologie ist ungeklärt und ihre Verhütung schwierig - das alles macht sie zu einer veterinärmedizinisch wichtigen Erkrankung. Sie ist auch eine rätselhafte Erkrankung: Eine sporadisch auftretende Virusinfektion ist eine contradictio in adjecto, ein Paradoxon. Die feline coronavirale Polyserositis, wie wir sie nennen können, ist nämlich die relativ seltene, fatale Folge einer ubiquitären Infektion mit ubiquitären Coronaviren. Die meisten sind harmlos und an die Vermehrung im Darm angepasst. "Feline enterale Coronaviren" (FeCV) werden sie genannt, um sie von den tödlichen FIP-Viren zu unterscheiden, die sich im Makrophagen zu hohen Konzentrationen vermehren. Persistierend infizierte, gesunde Katzen, die in ihrem Darm FeCV beherbergen und sie im Kot, Speichel und vielleicht mit anderen Körperflüssigkeiten ausscheiden, spielen in der Epidemiologie die Hauptrolle. Der Begriff FIP-Virus (FIPV) wird weiter verwendet, um FeCV-Isolate und Stämme zu bezeichnen, bei denen Mutationen zu einer Virulenzsteigerung geführt haben. Über die Zulässigkeit einer solchen Nomenklatur lässt sich streiten, man benennt ja auch einen Impfstamm (der naturgemäss keine Erkrankung verursacht) nicht anders als seinen virulenten Verwandten, gegen den er schützen soll. Wir wissen aus epidemiologischen Untersuchungen, dass auch Coronaviren der Katze persistierende Infektionen verursachen können, dass es einen Trägerstatus gibt und dass viele Infektionen nicht oder erst nach längerer Zeit vom Immunsystem der Katze beherrscht werden. Es ist gleichfalls bekannt, dass gesunde seropositive Katzen bei Kontakttieren innerhalb von 2-10 Wochen zu einer Serokonversion führen können. Die Infektion wird wahrscheinlich auf fäkal-oralem Weg übertragen und einige der Kontakttiere werden endlich der FIP erliegen (Addie und Jarrett, 1992). Der erste eindeutige Nachweis der Coronaviruspersistenz wurde durch ein Experiment erbracht, in dem Katzen mit subletalen Mengen des FIPV infiziert und danach in Quarantäne gehalten worden waren. Als man diese Katzen - denen man nichts ansah - mit dem immunsuppressiven felinen Leukosevirus infizierte, erkrankten sie an FIP. Aus diesen Arbeiten erhellt sich eine Persistenz des FIPV von mindestens vier Monaten (Pedersen, 1987). Zum experimentellen Beweis der Viruspersistenz des FIPV haben wir zwei Katzen hermetisch isoliert und alle 2-4 Tage mit der PCR überprüft; bei einer von ihnen liess sich die Ausscheidung sieben Monate lang verfolgen. Das andere Tier wurde nach 124 Tagen fortwährender Virusausscheidung getötet, um den Ort der Virusvermehrung im Organismus zu finden. Virales Genom wurde in fast allen untersuchten Geweben angetroffen, aber RNA (Botschafter-RNA, die ausschliesslich in virusvermehrenden Zellen synthetisiert wird) nur im Ileum, Kolon und Rektum; in diesen Darmteilen trafen wir auf virushaltige Einzelzellen, nicht auf grössere Teile infizierten Gewebes. Die immunhistochemischen Befunde belegen erstmals die chronische Infektion durch FeCV. Offenbar vermehrt sich das Virus "auf kleiner Flamme" in einigen wenigen Darmzellen, die der immunologischen Überwachung entgehen (Herrewegh et al., 1997). Die genetischen Veränderungen, die Evolution von Coronaviren während chronischer Infektionen untersuchten wir an Viren, die aus Einzelkatzen im Laufe mehrerer Monate isoliert worden waren. Phylogenetische Frequenzvergleiche (mit europäischen und amerikanischen Isolaten) zeigten eindeutig, dass Viren in einer Katzenzucht einen nahverwandten "Clan" bilden und daher von einer einmaligen "Gründer"-Infektion ausgegangen sein müssen. Jede Katze beherbergt eine andere "Wolke" von FeCV-Mutanten, die sich durch Immunselektion (Antigendrift) während einer chronischen Infektion weiter verändert. Unsere Ergebnisse stützen die folgende epidemiologische Hypothese: In Katzengruppen wird eine endemische Infektion durch chronische Coronavirusträger unterhalten. In solchen Zuchten wird fast jeder Katzenwelpe infiziert, wahrscheinlich erhält er das Virus von der Mutter (Addie und Jarrett, 1990), sobald der maternale Antikörperschutz geschwunden ist. Einmal infiziert (und dadurch immunisiert), widersteht der Welpe einer Superinfektion durch nah verwandte Viren; jede Katze beherbergt somit ihren eigenen, "privaten", harmlosen Clan von Varianten. Es gelang britischen Forschern, Coronaviren aus dem Blut gesunder Katzen von seropositiven Zuchten in der Zellkultur zu isolieren. Sie untersuchten Blutproben von gesunden Katzen aus verschiedenen Zuchten und wiesen in den meisten Fällen das FeCV mit der PCR nach - übrigens auch bei seronegativen Tieren. Wiederum war die Schlussfolgerung zwingend: Die meisten gesunden Katzen in Zuchten mit einer FIP-Anamnese sind persistent mit FeCVs infiziert. Alle Viren gehören dem "nicht züchtbaren" Subtyp I an (der FIP-Impfstoff ist übrigens vom Subtyp II abgeleitet). Was führt nun eigentlich von der Infektion zur Erkrankung, vom chronischen FeCV-Trägerstadium zur FIP? Das Schlüsselereignis bei der FIP ist die Infektion von Monozyten und Makrophagen. Wir dachten anfänglich, avirulente FeCV-Stämme blieben auf den Darmkanal beschränkt, während virulente Stämme sich mit Hilfe von Blutmonozyten zu anderen Organen hintransportieren ließen. Wir können diese Hypothese angesichts der PCR-Ergebnisse bei gesunden Katzen nicht mehr aufrecht erhalten - der Unterschied wird wohl eher quantitativ als qualitativ sein. In vitro korrelierte die Virulenz von FeCV-Stämmen tatsächlich mit ihrer Fähigkeit, Peritoneal-makrophagen zu infizieren. Verglich man die Stämme, so infizierten avirulente Stämme weniger Makrophagen und erreichten niedrigere Viruskonzentrationen als virulente. Ausserdem war bei den ersten die Vermehrung kürzer und die Ausbreitung beschränkter als bei den letzteren. Dies ist keine Schwarz-weiß-Erscheinung, eher ein allmählicher Übergang, wie ja auch der Verlauf der FIP nicht einförmig ist. An FIP erkrankte Katzen zeigen eine Lymphopenie und sind immun supprimiert.
Zu Problemen kommt es bei einer Störung dieses Gleichgewichts, bei Immunsuppression, die wir hier der Einfachheit halber auf eine Stresssituation zurückführen wollen. Infektionen mit dem FeLV oder FIV wären solche immunsuppressiven Ereignisse. Wegen der abnehmenden Prävalenz von Retrovirusinfektionen in Zuchten werden aber Managementfehler immer wichtiger; Zunahme der lokalen Populationsdichte (Anzahl der Katzen pro Quadratmeter), geografische Veränderungen (Umzug in eine neue Umgebung) und andere territoriale Faktoren (z.B. Änderung in der Hierarchie der Gruppe, Dominanzkämpfe). Das geschwächte Immunsystem führt dazu, dass die Anzahl der Coronavirusmutanten zunimmt, weil plötzlich sehr viel mehr Viren im Organismus zirkulieren und während dieses stochastischen Vorgangs auch mehr makrophagentrope Viren auftauchen. Unter diesen befinden sich solche, die hohe Titer erreichen und die gemässigten Mutanten überwuchern. An diesem Punkt beginnt die Immunpathogenese. Die FIP lässt sich beherrschen und ein viel versprechender Ansatz dazu wurde von Addie und Jarrett (1990) entwickelt. Dass er wenig Anhänger gefunden hat, liegt u. a. am Arbeitsaufwand. Die Prozedur erfordert eine ständige und disziplinierte Mitarbeit des Züchters und hat keinen tierärztlichen "Chic". Mit Hilfe eines Quarantäneprogrammes (in diesem Fall Frühabsetzen der Welpen, Handaufzucht getrennt von den Müttern) erstellte seronegative Zuchten müssen selbstverständlich gegen eine Neueinschleppung des Coronavirus geschützt werden und die verfügbare Vakzine könnte sich für diesen Zweck als geeignet erweisen. Voraussetzung wäre jedoch, dass der Impfstoff keine Antikörper indiziert und so ein serologisch unterbautes Quarantäneprogramm entwertet. Von Prof. Marian Horzinek, Universität Utrecht, Faculteit der Diergeneeskunde, Niederlande |